Totenruhe by Hans Jörg Hennecke

Totenruhe by Hans Jörg Hennecke

Autor:Hans Jörg Hennecke [Hennecke, Hans Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783866741515
Herausgeber: zu KLAMPEN
veröffentlicht: 2011-08-14T22:00:00+00:00


25.

Schließlich endete Lindemanns Landgang mit dem Pastor doch noch in der Kneipe. Seine Erinnerung an den roten Peugeot war inzwischen absolut klar. Er hatte ihn vor dem Friedhof gesehen, als er mit Monika spazieren ging und sie schließlich einen Mann beobachteten, der sich am Friedensengel zu schaffen machte. Und der gleiche Wagen stand einsam auf dem Parkplatz am Stadion, als er mit Sauerbier die vermeintliche schwarze Messe in der Kapelle beobachten wollte. Wenn Humdorfs Wagen da war, konnte der Besitzer nach größter Wahrscheinlichkeit nicht fern gewesen sein. Humdorf am Friedensengel? Schon möglich. Vielleicht gab es eine harmlose Erklärung für dessen etwas rabiates Kunstinteresse. Aber Humdorf bei der schwarzen Messe? Im Umfeld von Oma Kasten war er jedenfalls nicht und er tauchte an dem Abend auch nicht auf. Humdorf ein Satansjünger? Der Gedanke war mehr als gewöhnungsbedürftig. Vielleicht verfolgte der Mann seine eigene Mission im Umfeld der Kapelle. Lindemann fiel ein, dass Karl Preul in eben diesem Umfeld gestorben war und die Personen Humdorf und Preul ergaben tot oder lebendig schon einen Zusammenhang.

Sauerbier hörte sich Lindemanns Bericht schweigend an. Kritik an dem von ihm geschätzten Robert Humdorf schmerzte ihn. Im Zweifel muss man an allem zweifeln, beschloss der Gottesmann schließlich.

»Man kann in niemanden hineinschauen«, beklagte der Pastor. »Verdächtig ist er schon«, beharrte Lindemann. »Im Zweifel für den Angeklagten«, plädierte der Pastor. Lindemann schaute ihm in die Augen. »Haben Sie Zweifel? Der Mann spielt Sozialamt und ist mit seinem Fahrzeug immer genau da, wo er nicht unbedingt sein müsste.«

»Nun ja, Zweifel sind angebracht. Wir wissen einfach zu wenig über Humdorf. Unser Bild von ihm hat er selbst gemalt.«

»Jawohl, Herr Pastor, das ist der Anfang des kritischen Denkens.«

»Dass ich mir das von einem Beamten bescheinigen lassen muss«, stöhnte der.

Lindemann freute sich, diesmal nicht von der Argumentationskraft des Pastors untergepflügt worden zu sein.

»Übrigens, was ist eigentlich mit dem Kreuz? Das mit dem schiefen Querbalken?«

Der Pastor schlug sich vor die Stirn. »Habe ich ganz vergessen. Aber das klären wir sofort. Da ist ein alter Kollege vom Landeskirchenamt, der beschäftigt sich mit germanischer Mythologie. Den rufe ich eben an.«

»Zu dieser Zeit?« Lindemann schaute auf seine Uhr. Es war halb Zehn. »Der freut sich, wenn es Interesse an seinem Thema gibt. Das kommt nicht sehr häufig vor, hat er mir anvertraut.«

Sauerbier drückte eine Nummer in sein Handy. Lindemann nutzte die Gelegenheit, sich auf dem 00 zu erleichtern. Als er zurückkam, saß der Pastor vor einem Zettel und notierte eifrig. Sein Telefongespräch schien erfolgreich. »Ganz sicher? Das ist außerordentlich interessant. Danke für die Hilfe. Du warst doch noch nicht im Bett? Das tröstet mich. Gehab dich wohl.«

Sauerbier drückte die rote Taste und schaute Lindemann triumphierend an. »Also das Zeichen nennt sich Nauthiz und stand bei den Germanen für den Buchstaben N. Es hatte aber eine weit größere Wichtigkeit. Die Grundbedeutung von Nauthiz ist Not, schicksalhafter Zwang. Dann gibt es aber noch viele andere Bezüge.«

Lindemann winkte ab. »Bitte keine wissenschaftliche Abhandlung. Was begeistert Sie so an den Informationen Ihres Kollegen?«

»Nicht so ungeduldig, junger Mann. Also Not, ausdrücklich erwähnt als Not der Fronmagd.



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